Rezension Als die Liebe zu Elise kam

Leseecke

Als die Liebe zu Elise kam

Eine Rezension des Romans von Natasha Solomons


von PUKI

 


Der Roman beginnt sehr langatmig – als würde er nicht richtig loslegen wollen. Das ganze Buch über finden sich immer wieder längere Passagen, die nichts sagend sind, weder für den Plot noch für die Stimmung, v.a. die reinen Aufzählungen von Wiesenblumen und Vögeln. Der Leser versteht auch nach zwei, drei Zeilen die Intention der Autorin und sollte sich nicht seitenweise durch die ihm meist unbekannten Gattungsarten durchquälen müssen. 

Trotz der unnötigen Längen liest sich das Buch ganz angenehm. Interessant ist vor allem die Darstellung des Alltags in jener Zeit, das heißt in England Ende der 1930er Jahre – die strengen Verhaltensregeln, die Hierarchie und Aufgabenteilung unter den Hausbediensteten, der Tagesablauf der Ober- und Unterschicht sowie deren unterschiedliche Pflichten und Privilegien. In dieser Hinsicht fühlt man sich teilweise an die Serie „Downton Abbey“ erinnert, teilweise an Szenen aus Disney’s „Cinderella“. 

Die Story an sich hat Potenzial, die sprachlich-erzählerische Umsetzung dagegen schwächelt. Eine junge Wiener Jüdin aus gutem Hause muss 1938 nach England fliehen, wo sie auf einem Landgut als Dienstmädchen vor der Verfolgung in ihrer Heimat untertaucht. Im Mittelpunk der Geschichte steht ihre Anpassung an die neuen Lebensumstände sowie an die kulturellen Unterschiede, aber auch die Liebe, der Krieg und schließlich der Neuanfang. Trotz dieser Fülle an stark emotionalen Themen bleibt die Umsetzung der einzelnen Aspekte emotional kaum ausgearbeitet. Es passiert nichts Dramatisches. Selbst der Tod ihres Verlobten lässt die Protagonistin relativ kühl erscheinen – zwar weint sie, trauert und muss den Verlust verarbeiten, aber man fühlt nicht mit ihr mit. Selbst wenn man als empathischer Leser durch die Höhen und Tiefen ihrer Zeit in England mitgerissen werden möchte, sind die eingesetzten sprachlichen Mittel und die Art der Erzählführung dafür zu schwach.

Der Roman liest sich daher, in meinen Augen, so, wie sich ein netter Kostümfilm anschaut – er unterhält ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. 


Rezensiert wurde: 

Solomons, Natasha (2013): Als die Liebe zu Elise kam. Übers. Martin Ruben Becker. Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch. [Originaltitel: The Novel in the Viola. London: Hodder and Stoughton, 2012.]



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