Rezension Narzeczona nazisty

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Narzeczona nazisty

Eine Rezension des Romans von Barbara Wysoczańska   


von PUKI | April 2022

 


Narzeczona nazisty ist ein polnischer historischer Roman der Autorin Barbara Wysoczańska, erschienen im Jahr 2021. Er spielt in Deutschland und in Polen vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Eine junge Polin namens Hania verliebt sich in einen jungen, deutschen Grafen, Johann von Richter. Ihre Liebe führt sie nach München, wo sie den aufkeimenden Nationalsozialismus kennenlernt, mit hohen NS-Funktionären verkehrt und schließlich Spionin wird. Ihre Beziehung zu Johann wird umso schwieriger, je näher der bevorstehende Krieg heranrückt, bis Hania schließlich nach Polen zurückkehrt, um im Untergrund gegen die deutsche Besatzung zu kämpfen, während Johann als Wehrmachtsoldat für das Deutsche Reich kämpft. Während sie eine überzeugte Partisanin wird, nimmt er passiv am Krieg teil und versucht, sie wieder ausfindig zu machen. Er rettet ihr und ihrer Familie das Leben. Schließlich heiratet das ungleiche Paar heimlich, bevor Johann in sowjetische Gefangenschaft gerät. Erst lange nach Kriegsende finden die beiden wieder zueinander.

Die große Stärke des Buches ist die gelungene Erzählstruktur. Es gibt keine unnötigen Längen, keine zu schnell erzählten Passagen. Die Autorin versteht es, die Spannung zu halten, sehr ähnlich wie es Ken Follet in seinen historischen Romanen tut. Die historischen Gegebenheiten sind überzeugend dargestellt. Sprachlich ist der Roman ebenfalls ansprechend. Die Liebe zwischen Johann und Hania ist als Hoffnungskeim für die tragischen Beziehungen der beiden Völker angelegt und sehr romantisch dargestellt. Vielleicht sogar ein bisschen zu romantisch, denn ein mordender Soldat, dessen Liebe zu seiner Auserwählten so ritterlich ist, dass er bereit ist, für diese Liebe bis in den Tod zu gehen, wirkt wie ein poetisches Konstrukt. Auch sind die Charaktere insgesamt sehr stereotyp angelegt, was bei der gewählten Thematik aufgrund der historischen Gegebenheiten natürlich schwierig zu durchbrechen ist. So ist der bzw. die Deutsche grundsätzlich schlecht, vom Bösen getrieben und zu allem fähig, mit einigen Ausnahme, wie z.B. der über alles Frevelhafte erhabene alte deutsche Adel und die sich dem Regime widersetzenden künstlerischen Querdenker, während die Polinnen und Polen als trotzige, sture und tapfere Helden dargestellt werden. Die Autorin wählt also den sicheren Weg, eine Welt zu konstruieren, wie wir sie schon aus unzähligen Filmen und Büchern kennen. Damit kann sie nichts verkehrt machen, aber auch nichts wirklich Neues mehr erzählen. Sie kann durch ihre spannende Erzählweise unterhalten und einige historische Fakten ins Gedächtnis rufen und dabei eine schöne Liebesgeschichte konstruieren und das gelingt ihr auch sehr gut. Wahrscheinlich ist das auch alles, was man von einem historischen Roman erwartet. Jedoch mehr als ein Roman, der nachhaltig im Gedächtnis bleibt, scheint mir Narzeczona nazisty eine Vorlage für einen sehr schönen Kinofilm zu sein. Für die Hauptrollen wären Adrianna Chlebicka (als Hania Wolińska) und David Schütter (als Graf Johann von Richter) eine passende deutsch-polnische Besetzung.


Rezensiert wurde:

Wysoczańska, Barbara (2021): Narzeczona nazisty (Übers. d. Red.: Die Verlobte des Nazis). Poznań: FILIA.

 

 

 

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